Funkbasierte Signale im Signalbuch: Einsatz, Vorteile und Technik

Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Schienenverkehrs gewinnen funkbasierte Signale zunehmend an Bedeutung. Während klassische Licht‑ und Formsignale weiterhin genutzt werden, ermöglichen moderne Funkverfahren eine wesentlich präzisere, schnellere und flexiblere Kommunikation zwischen Strecke, Fahrzeug und Leitstelle. Die Deutsche Bahn hat diesen Wandel im Signalbuch (Ril 301) verankert, sodass das Bahnpersonal klare Vorgaben für Einsatz und Interpretation erhält.
2 Grundlagen und Definition
Unter funkbasierten Signalen versteht man jede signaltechnische Information, die drahtlos übertragen wird. Im deutschen Eisenbahnbetrieb geschieht dies heute vor allem über
· GSM‑R (Global System for Mobile Communications – Railway),
· ETCS‑Funkkanäle für Level 2 und 3 sowie
· FRMCS (Future Railway Mobile Communication System), dem künftigen 5G‑basierten Nachfolger von GSM‑R.
Die Funksignale treten dabei nicht in Konkurrenz zu optischen oder akustischen Signalen, sondern ergänzen oder ersetzen sie je nach Streckenausstattung.
3 Rechtlicher Rahmen im Signalbuch
Die Ril 301 enthält seit mehreren Ausgaben eigene Abschnitte zu funkbasierten Signalen. Dort sind definiert:
· Signalarten (z. B. Führerstandssignalisierung, Funkfahrbefehl, Sprachverbindung),
· Prioritäten und Sicherheitsstufen (klassifiziert nach Zugbeeinflussungsgrad),
· Verhaltensvorschriften für Lokführer, Rangierleiter und Fahrdienstleiter bei Funkstörungen,
· Rückfallebenen auf optische bzw. schriftliche Verfahren.
Damit wird sichergestellt, dass die Funkkommunikation nicht nur technisch, sondern auch betrieblich eindeutig geregelt ist. Unter DB Systel erfährst du, wie Digitalisierung die Signaltechnik verändert.
4 Technische Umsetzung
Komponente |
Aufgabe |
Typische Technik |
Balise |
Einmalige Datenübermittlung an das Fahrzeug |
Eurobalise (passiv) |
Radio Block Centre (RBC) |
Kontinuierliche Bewegungserlaubnis |
Rechnerbasierte Leitstelle |
Bordgerät |
Empfang und Anzeige der Funksignale |
ETCS‑DMI, GSM‑R‑Modem |
Funknetz |
Übertragung der Datenpakete |
GSM‑R 900 MHz, künftig FRMCS 1,9 GHz |
Das Fahrzeug ortet sich mithilfe von Balisen und Odometrie. Positions‑ und Diagnosedaten werden an das RBC gemeldet, welches seinerseits Fahrterlaubnisse funkgesteuert zurücksendet. Die Anzeige im Führerstand ersetzt dabei streckenseitige Haupt‑ und Vorsignale.
5 Typische Einsatzszenarien
1. ETCS Level 2
Führerstandssignale übertragen Fahrt‑ und Geschwindigkeitsbefehle in Echtzeit. Streckenseitige Lichtsignale sind größtenteils entbehrlich.
2. ETCS Level 3 / Moving Block
Blockgrenzen verschieben sich dynamisch nach Zugende‑Ortung. Funk ist zwingend erforderlich, physische Signale entfallen vollständig.
3. Rangier‑ und Baugleisfunk
Kurzbefehle (z. B. Shunter C‑Geräte) ermöglichen sichere Kommunikation ohne direkte Sichtverbindung.
4. Notfall‑ und Warnfunk
Automatisierte Notbremssignale (z. B. „RECORDB“‑Telegramm) stoppen nachfolgende Züge bei Gefahr.
6 Vorteile funkbasierter Signale
· Höhere Kapazität: bewegliche Blockgrenzen verkürzen Zugfolgezeiten.
· Verbesserte Sicherheit: permanente Überwachung und Eingriffsmöglichkeiten bei Geschwindigkeitsüberschreitungen.
· Reduzierte Infrastruktur: weniger Streckensignale, geringerer Wartungs‑ und Energiebedarf.
· Grenzüberschreitender Verkehr: einheitlicher europäischer Standard erleichtert Lokumlauf.
· Flexible Betriebsführung: kurzfristige Fahrplananpassungen oder Umleitungen per Funkbefehl.
7 Herausforderungen und Risiken
· Abhängigkeit von Funkabdeckung: Totbereiche können fahrdienstliche Ersatzverfahren erzwingen.
· Cybersecurity: Funknetze müssen gegen unbefugten Zugriff und Störsender geschützt werden.
· Koexistenz mit Alttechnik: Mischbetrieb erfordert doppelte Ausrüstung in Fahrzeug und Stellwerk.
· Schulungsaufwand: Personal muss neue Bedien‑ und Störfallprozesse erlernen.
Die Ril 301 definiert daher detaillierte Ersatzmaßnahmen wie schriftliche Befehle (Zugfunk‑Ersatzverfahren) und Vorsichtfahrten.
8 Ausblick und Weiterentwicklung
Mit FRMCS wird ab 2028 ein 5G‑basiertes Funksystem eingeführt, das
· höhere Datenraten,
· geringere Latenzen und
· Netz‑Slicing für priorisierte Bahndienste
bietet. Parallel dazu plant die Deutsche Bahn, alle hochbelasteten Korridore bis 2035 vollständig auf ETCS umzustellen. Funkbasierte Signale werden dann zur primären Form der Zugsteuerung, während optische Signale auf Neben‑ und Altstrecken begrenzt bleiben.
Funkbasierte Signale ergänzen und ersetzen in zunehmendem Maße die klassische Streckensignalisierung. Im Signalbuch Ril 301 sind ihr rechtlicher Rahmen, technische Anforderungen und betriebliche Abläufe fest verankert. Die Vorteile liegen in höherer Sicherheit, Netzkapazität und grenzüberschreitender Kompatibilität. Herausforderungen wie Funkabdeckung, Cybersecurity und Mischbetrieb werden durch präzise Ersatzverfahren und zukünftige Technologien wie FRMCS adressiert. Das Ergebnis ist ein flexibler, digitaler Bahnbetrieb, der den Anforderungen des wachsenden Verkehrsaufkommens gerecht wird.
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